Grüezi!
Helvetismen in Helvetien
Das Schweizerdeutsch, auch Schweizer Mundart genannt, ist der Überbegriff aller deutschen Dialekte in der Deutschschweiz. Und es sind unglaublich viele! Sein Dialekt gibt dem Schweizer seine Identität, seine Swissness. Oft klingt es 10/15 Kilometer weiter bereits ganz anders. Helvetia ist der alte Name der Schweiz, daher der Begriff Helvetismus, mit welchem die Spracheigentümlichkeit der Schweizer gemeint ist.
Der Schweizer wird sich jederzeit von seinen deutschen und österreichischen Nachbarn abgrenzen wollen, ob bewusst oder unbewusst und will auf gar keinen Fall mit ihnen verglichen und schon gar nicht verwechselt werden.
Einige der folgenden Beispiele sind durchaus «eingedeutscht» und daher die meisten auch vom Duden in der Schriftsprache anerkannt.
Das Französisch in der Eidgenossenschaft
Unübersehbar ist der französische Einfluss auf die Sprache in der Deutschschweiz. Der Schweizer bedankt sich mit einem «merci». Er lässt sich beim Coiffeur die Haare schneiden und läuft auf dem Trottoir, was Gehsteig bedeutet. Und genau; er läuft – was gehen bedeutet, im Schritttempo, und ohne aus der Puste zu kommen. Mit dem Velo macht der Schweizer seine Fahrradtour. Im Sommer schleckt er genüsslich an seinem Glacé. Der Brief geht mit dem Couvert auf die Post.
Apropos post(en): Der Schweizer postet im Supermarkt, denn posten heisst nichts anderes als einkaufen.
Des Schweizers Genitiv: der Dativ
In der Mundart gibt es keinen Genitiv. Das ist der Grund, weshalb es oft der «Vater von Urs» und nicht Urs’ Vater heisst. Der Genitiv ist für den Schweizer ganz und gar nicht alltagstauglich, ähnlich einer Fremdsprache – mal gelernt und trotzdem nicht abrufbar.
Perfekt
Und wenn der Deutsche in der Schweiz das Präteritum sucht, wird er ebenso selten fündig: Der Schweizer bedient sich lieber des Perfekts, denn das Präteritum existiert in seiner Alltagssprache nicht und im Perfekt lässt sich alles Vergangene perfekt ausdrücken. Also war ich gestern nicht in Bern, sondern ich bin gestern in Bern gewesen.
Wo? Wo!
Wenn sich jemand daran stört, wenn der Schweizer das Wort «wo» nicht nur für die genaue Ortsangabe, sondern gar einer Erklärung einer bestimmten Zeitfolge, der Chronologie, dient, dem sei gesagt, dass der Gebrauch durchaus nicht korrekt ist – und doch sehr üblich. An diesem Tag, wo wir auf die Wanderung gegangen sind, tönt in Schweizer Ohren einwandfrei und korrekt. Punkt.
Vom Verkleinern und Verniedlichen
Und zum Schluss kommt des Schweizers liebstes Kind; sein «li». Das «li» wird kurzerhand überall angehängt. Es handelt sich hierbei um das Diminutiv, der alles verkleinert und versüsst – die Verkleinerungsform. Der Kaffee wird zum Käfeli, der Hund zum Hundeli und die Suppe zum Süppli. Das «-li» entspricht der deutschen Endung «-lein» oder dem «-chen».
Kulinarisches
Der Schweizer Käsekuchen hat nicht viel mit dem gehypten Cheesecake am Hut. In der Schweiz ist der Chäschueche ein rezenter Kuchen, mit Käse und Rahm überbacken. Ach ja, rezent bedeutet pikant oder salzig. Und der Rahm ist schlicht und einfach die Sahne.
Die Schweizer lieben ihre Gipfeli zum Zmorge. Das heisst bei unseren Nachbarn ein Hörnchen zum Frühstück. Weiter streichen sie sich den Anke, also die Butter, aufs Brot oder eben aufs Gipfeli. Und das Zmorge ist das Frühstück: zu Morgen essen.
- Rüebli = Karotten
- Glacé = Speiseeis
- Baumnuss = Walnuss
- Kabis = Kohl
Hier noch ein paar Beispiele:
- Estrich = Dachboden
- Bünzli = (Schweizer) Spiesser
- Natel = Mobiltelefon
- parkieren = parken
- grillieren = grillen
- Abwart = Hausmeister
- Traktandenliste = Agenda
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